Landesverband Freikörperkultur Berlin-Brandenburg e.V.

Nachruf Reinhard Walden

Der langjähre Präsident des LFK-BB, Reinhard Walden ist verstorben. Reinhard war von 1976 bis 2002 für den Landesverband tätig. Der LSB Berlin hat auf der diesjährigen Mitgliederversammlung am 24.11.23, ebenfalls seiner gedacht (Anlage)   Eine sehr schöne und ausführliche Würdigung durch den VfK-Südwest folgt hier:
LSB Berlin

LSB Berlin

Reinhard Walden Nachruf

Reinhard Waden wurde mit seiner Familie 1959 Mitglied im VfK. Noch im selben Jahr Übernahm er im Verein die Aufgaben Jugendwarts. Das tat er zehn Jahre lang, offenbar zur allseitigen Zufriedenheit. 1970 wählte ihn die Mitgliederversammlung gegen einen ernsthaften Konkurrenten – vielleicht auch für Ihn selbst Überraschend - erstmalig zum Vorsitzenden. Der Verein hatte zu dieser Zeit etwa 800 Mitglieder; als Reinhard 1996 nach 26 Jahren Vorsitzendentätigkeit mit Rücksicht auf seine Gesundheit nicht erneut für dieses Amt kandierte, waren es mehr als 1.600 Mitglieder geworden.
Eine stolze Bilanz.

Reinhard startete in seine neue Verantwortung 1970 gewissermaßen mit einem Ausrufezeichen: ein beheizbares Schwimmbad sollte gebaut werden. Es war dies in der Geschichte des Vereins das bis dahin ehrgeizigste Vorhaben. Abgesehen von der Frage der Finanzierung dieses Großprojekts bestand die weitere, mindestens ebenso große Schwierigkeit darin, für dieses angedachte Vorhaben eine Baugenehmigung zu bekommen. Unser Vereinsgelände war und ist bis heute ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet. In einem solchen Gebiet darf eigentlich nicht gebaut werden. Der Verein konnte indes einige Pluspunkte für sich geltend machen. Er konnte belegen, dass bestimmte geologische Besonderheiten das Vorhaben am vorgesehenen Standort begünstigten. Zudem betonte ein vom Vorstand eingeholtes Baugutachten für die zuständige Senatsverwaltung mit - offenbar überzeugenden Argumenten - seine Vereinbarkeit mit Naturschutzbelangen. Eine gewisse, dem Verein wohlwollende Grundhaltung seitens der Verwaltung mag hinzugekommen sein. Jedenfalls wurde der Bau eines Schwimmbades genehmigt. Und es gelang, was sogar fachlich versierte Mitglieder für undurchführbar gehalten hatten: von der Planung über die Erdarbeiten bis zur Verlegung der letzten Platten der Umrandung wurde alles in Eigenarbeit durch die Mitglieder ausgeführt. Viele Freiwillige, die hier nicht namentlich genannt werden können, haben dafür fast zwei Jahre lang ihre handwerklichen Fähigkeiten eingesetzt. Sie haben in kaum hoch genug zu schätzendem Umfang ihre Arbeitskraft und ihre Freizeit geopfert. Reinhards eigenes Vorbild und sein nachdrückliches Werben um Unterstützung dürften in vielen Fällen zusätzlich motivierend gewirkt haben. Im Sommer 1973 wurde das neue Schwimmbad mit einer fröhlichen Feier und in Anwesenheit auch „offizieller" Gäste eingeweiht. Der Verein hatte eine Attraktion mehr zu bieten und gewann so eine erhebliche Anzahl neuer Mitglieder. - Das für die damalige Zeit ziemlich ungewöhnliche Konzept, mittels einer Pumpe Wärme aus dem anliegenden Teltowkanal zu gewinnen und diese zur Beheizung des Schwimmbades zu nutzen, wurde als besonders innovativ beurteilt und mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Mark belohnt.

Stolz und Erleichterung über diese Leistung blieben nicht lange ungestört. Es wartete bereits die denkbar größte Herausforderung auf den Vorsitzenden Reinhard Waiden und den Vorstand insgesamt, der Kampf um den Erhalt des gepachteten Vereinsgeländes als solches. Seit den 1970er Jahren war allgemein die Aufmerksamkeit für ökologische Belange deutlich gewachsen. Sie fand um die Mitte der 80er Jahre sichtbaren Ausdruck in der Gründung der ersten „grünen" Partei. Diesem Zeitgeist sollte bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans des Landes Berlin Rechnung getragen werden. Für unseren Verein ging es darum, ob unser Gelände mit seinem wertvollen Auwaldbestand als reines Landschaftsschutzgebiet mit dem Planzeichen „Grünfläche" ausgewiesen und der Allgemeinheit zu Erholungszwecken zugänglich gemacht werden sollte. Damit stand für den Verein nicht nur der Verbleib auf seinem angestammten Areal in Frage, sondern seine Existenz. Die Auseinandersetzung mit der Bezirksverwaltung zog sich über mehrere Jahre hin. Sie wurde auf beiden Seiten höchst engagiert, zum Teil von sehr verhärteten Standpunkten aus geführt; nicht immer nur auf sachlicher Ebene. Die im Jahr 1985 endlich erzielte Verständigung hatte allerdings schmerzliche Folgen für den Verein. Unser Gelände erhielt im neuen Flächennutzungsplan zwar das ersehnte Planzeichen „Sport", im Gegenzug mussten sämtliche damals noch rund um die große Liegewiese aufgestellten Wohnwagen bis zum Beginn des Folgejahres vom Gelände entfernt werden . Nicht wenige Besitzer dieser Wohnwagen reagierten mit der Kündigung ihrer Vereinsmitgliedschaft und der VfK verlor viele seiner ihm am stärksten verbundenen Mitglieder. Auch der Vorsitzende Reinhard Waiden war betroffen. Er erhielt seine Mitgliedschaft glücklicherweise aufrecht.

Nicht nur Stellplätze, auch die auf dem Gelände gelegenen Sportflächen fielen dem Landschaftsschutz zum Opfer. Glücklicherweise konnte von der Stadtreinigung ein angrenzendes, nur durch einen öffentlichen Weg vom Gelände getrenntes Grundstück gepachtet werden. Auf ihm wurden Tennis und Beachvolleyballplätzen angelegt. Das erweiterte das Sportangebot des Vereins. Ebenfalls unter dem Vorsitz von Reinhard Waiden wurde die alte Toilettenanlage ersetzt durch einen modernen Sanitärtrakt mit von nicht wenigen spartanische Verhältnisse gewohnten „Alt-Fkklern" als überflüssiger Luxus beurteilten Warmwasserduschen und einer nicht nur behelfsmäßigen Sauna. Für den erst unter seinem Nachfolger, Dieter Friedrich, ausgeführten Neubau des Vereinshauses lagen am Ende von Reinhards Amtszeit bereits baureife Pläne vor.

Reinhard Waiden hat sich während seiner aktiven Zeit nie ausschließlich um die eigenen Belange unseres Vereins gekümmert. Über Jahrzehnte hat er sich in Institutionen und Verbänden in unterschiedlichen Funktionen für den Breiten- und Freizeitsport ehrenamtlich engagiert und das nicht nur im Land Berlin, sondern auch auf Bundesebene. Über 20 Jahre war er Vorsitzender des Landesverbands Freikörperkultur Berlin e.V., später Berlin-Brandenburg e.V. und hat nach 1989 insbesondere den neu hinzugekommen Brandenburger FKK-Vereinen geholfen, sich in der für sie ungewohnten Verbandsstruktur zurecht zu finden und sie in vielfacher Hinsicht unterstützt.

Für seinen Einsatz für den Sport im Allgemeinen und die Freikörperkultur im Besonderen hat Reinhard Waiden zahlreiche Ehrungen erfahren. Die wohl auch von ihm selbst als am ehrenvollsten angesehene Auszeichnung erhielt er im Jahr 1987 in Form des Bundesverdienstkreuzes aus der Hand des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Der VfK ernannte ihn schon 1981 zum Ehrenmitglied. Nach seinem gesundheitsbedingten Rückzug aus allen „öffentlichen" Tätigkeitsbereichen hat Reinhard überwiegend auf Fehmarn gelebt. Er hat sich, wenn er es für nötig hielt, auch dort weiterhin zu Wort gemeldet, z.B. in der Diskussion um den Bau der Fehmarnbeltbrücke, den er entschieden ablehnte. In Berlin war er nur noch gelegentlich und im Verein hat er sich kaum mehr sehen lassen. Mit diesem Kapitel seines Lebens hatte er offenbar weitgehend abgeschlossen.

Reinhard Waiden hat sich in den 26 Jahren, in denen er Vorsitzender des VfK Berlin-Südwest e.V. war, natürlich nicht nur Freunde gemacht. Aber er hat unserem Verein viel Lebenszeit und Lebenskraft gewidmet und geopfert und er hat viel Gutes und Bleibendes erreicht. Dafür haben wir ihm zu danken. Am 14. Dezember 2022, kurz nach seinem 89. Geburtstag, ist er in Berlin gestorben.

Karin Siebert (VfK Südwest)

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