Nasskalter Novemberregen schlägt gegen die Scheiben eines Flughafenterminals, dessen Türen sich eigentlich schon lange nicht mehr für Reisende öffnen sollten. Dank kleinerer Baufehler in Schönefeld treffen sich neun Saunafreunde daher weiterhin und sicherlich auch gerne im näher gelegenen Tegel, an diesem 8.November 2013, in aller Frühe um 6 Uhr. Gemeinsame Motivation zum Aufstehen und Ziel aller ist die 42. internationale Schwimmgala der INF. - Diese sollte uns dieses Jahr in die Bretagne bringen.
Noch in Tegel treffen wir auf weitere Schwimmer, die aus Leipzig und Braunschweig starteten. Ein Airbus und ein kleiner Schokobärliner fliegen uns zum Flughafen Charles-de-Gaulle in Paris, der mit seiner schier endlos wirkenden Größe unsere volle Aufmerksamkeit fordert, um unseren nächsten Treffpunkt zu finden. Die fortschreitende Tageszeit und aufkommende gute Teamstimmung lassen uns dann jedoch auch problemlos die restlichen Schwimmer finden. Ein großes Salut als wir auf die Salzgitterer, Hannoveraner, Rhein-Mainler und Weitere treffen, die sich wie wir im Sommer bei den deutschen Ausscheidungswettkämpfen in Hildesheim für die Teilnahme qualifiziert haben.
Nun auf rund fünfzig Deutsche angewachsen begeben wir uns in einem Reisebus auf die Tour von der französischen Hauptstadt und ihrem immer quirligen Straßenverkehr gen Südwesten zur Atlantikküste. Die Fahrzeit nutzt Neumi als Delegationsleiter, um alle offiziell zu begrüßen, die Einteilung der Unterkünfte und das Meldeergebnis mitzuteilen. Zudem erhalten alle ein knallrotes DFK-Poloshirt, das uns als deutsches Sportteam am nächsten Tag in der Schwimmhalle erkennbar macht. Nach mehreren Stunden durch rauerber auch interessanter werdende Landschaft, einem Geburtstagsständchen und der ersten Wende dieser Schwimmreise erreichen wir den Veranstaltungsort Piriac-sur-Mer an der Atlantikküste.
Zahlreiche Mobilhomes genannte Hütten auf Rädern dienen uns als Unterkunft. Diese befinden sich auf einem textilen Campingplatz direkt neben der Schwimmhalle. Nach dem Orientieren und Einrichten beginnt der erste Abend in großen Zelten mit Heizpilzen und Bierbankgarnituren auf dem Campinggelände.
Hier treffen nun auch die anderen Schwimmer ein. Sie fanden den Weg aus dem Rest Frankreichs, aus Spanien, England, der Schweiz und Schweden und sie bringen internationales Flair mit. Beim ersten kulinarischen Highlight Crêpes mit Bratwurst und Weißwein lernen wir die anderen kennen. Manch Regenschauer und der starke Küstenwind trüben die ausgelassene Fröhlichkeit nicht.
Ein original französisches petit déjeuner begrüßt uns am Samstagmorgen mit Baguette und café au lait. Im Anschluss öffnet die nahe Schwimmhalle ihre Pforten und wird von uns eingenommen. Die Organisatoren richten die Technik im Bademeisterstand ein, das Kampfgericht belegt seine Positionen als Zeitnehmer, Ziel- und Wenderichter und die Schwimmer erobern das auffallend warme Wasser im 25-Meter-Becken. Die Wettkampforganisation und -durchführung wird in diesem Jahr erstmals von der deutschen statt der gastgebenden Föderation übernommen. So geht es auch bald mit den ersten Läufen los. Marianne ist nun als trilinguale Hallensprecherin zu hören, die die anstehenden Wettstreite, Siegerehrungen und sonstigen Infos in Französisch, Englisch und Deutsch kundtut. Die Worte letzterer Sprache fallen ihr zur allgemeinen Erheiterung manches Mal erst nach kurzer Denkpause ein. Sie macht die Ansagen aber verständlich wie charmant und trägt somit zu einem zügigen Fortschritt bei. Sieben folgende Berliner Schwimmerinnen und Schwimmer sorgen mit für die deutschen Erfolge: Arne, Kilian, Melanie, Christian, Irina, Renate und Neumi.
In Staffeln und Einzelwettbewerben erkämpfen wir unsere Plätze, die Ingo als Zielrichter feststellt. Nach den Disziplinen Schmetterling und Brust folgt die erste große Siegerehrung. Die Erfolgreichen werden mit Medaillen und dem Applaus aus mehreren Ländern belohnt. Im Anschluss wird für die Mittagspause unterbrochen. In vier Gängen mit Rotwein sah sich so mancher schon beim Galadinner. Der Käse als Nachreichung zum Hauptgang sollte uns noch weiter begleiten. Das Menü wird vielstimmig gelobt. Beim Rückweg zur Schwimmhalle testet intensive und wärmende Sonne unsere Motivation. Es finden sich Novembersonnenanbeter/innen. Doch der Ehrgeiz siegt und stürzt uns wieder in die Fluten, in denen wir Brust und Freistil schwimmen. Die Lagen-Staffeln im Alter von 10 bis 17 Jahren und ab 18 Jahren kann die deutsche Mannschaft dann für sich entscheiden. Mit der ebenso gewonnenen Generationenstaffel und einer weiteren umjubelten Siegerehrung geht die INF-Schwimmgala zu Ende. Mit insgesamt 22 Gold- und 6 Silbermedaillen allein in den Einzelwettkämpfen kann das Ergebnis der Saunafreunde als voller Erfolg gewertet werden.
Die freie Zeit am Nachmittag nutzen manche, um an den etwa zwei Kilometer entfernten Strand zu laufen und einen Blick auf den beeindruckenden Atlantik zu bekommen.
Doch schon am frühen Abend finden sich wieder alle ein, um mit dem Reisebus zu einem nahe gelegenen Festsaal zu fahren. Denn am Samstagabend findet bei dieser Reise immer ein großes Galadinner statt. Dieses überzeugt diesmal durch ein delikat schmeckendes Menü zu dem Weiß- oder Rotwein gereicht wird. Eine Dudelsackgruppe und eine Bauchtänzerin beginnen den kulturellen Teil des Abends. Die große Bühne bietet sich an, um die letzten Medaillen an die Staffelschwimmer/innen zu übergeben und den Organisatoren der Veranstaltung zu danken. Später betritt eine Musikband die Bühne und interpretiert moderne Songs mit irischem Touch. Sie müssen wohl erfahren haben, dass sie vor Naturisten spielen, denn kurzerhand entkleiden sie sich und spielen nackt weiter. Manch Tanzenden aus den anderen Ländern hält es nun auch nicht mehr in seiner Galagarderobe.
Durch dieses überraschende Erlebnis bleibt dieser Abend sicher nicht nur den teilnehmenden Berlinern lange in Erinnerung.
Am Sonntag gilt es nach dem Frühstück und der Verabschiedung von den ausländischen Teilnehmern die Abfahrt des Reisebusses um neun Uhr zu erreichen. Dieser bringt uns in die Gemeinde Guérande, die für ihren mittelalterlichen, historischen Stadtkern bekannt ist. Diesen besichtigen wir auf einem sonnigen Rundgang, der zugleich die letzte Chance ist das Lebensgefühl der Bretagne aufzunehmen.
Wieder im Bus auf dem Weg nach Paris bedankt sich Neumi für die tolle Stimmung in der Gruppe und die professionelle Durchführung des Wettkampfes. Er verweist auch auf das nächste DFK-Schwimmen, welches am 21. und 22. Juni 2014 beim Naturistenbund Rhein-Main stattfinden wird. In Paris trennt sich die deutsche Gruppe wieder mit verschiedenen Flügen. Wir Saunafreunde sind am späten Sonntagabend mit Koffern voll schöner Erlebnisse wieder zurück in Tegel.
Wer nun auch Lust am Schwimmen bekommen hat, kann sich uns gerne sonntags ab 17.30 Uhr im Paracelsusbad anschließen und dort auch schon am 19. Januar 2014 Wettkampfluft schnuppern bei der LFK-Meisterschaft Schwimmen.
Christian Bahr