Am Donnerstag dauerte es 15 Minuten und 22 Sekunden – und alle Tische, Bänke, Stühle und das Schutzzelt für einen etwaigen deutschen Sommerregentag standen dank der ameisenartig herumwuselnden Helfer dort, wo sie zu stehen hatten. An den beiden Turniertagen herrschten mindestens 30 Grad und heißer Sonnenschein. Hätte das Schutzzelt nicht gestanden, wäre das Sommerhoch dank Murphys Gesetz vermutlich hinfort geblasen worden. So aber wurden die reichhaltig vorhandenen Verpflegungen hurtig aus dem Zelt in den Schatten der gütigen Bäume des Vereinsgeländes verfrachtet. Von Gummitieren und Schokoladen bis hin zu Obstplatten und Käsehäppchen konnte alles verzehrt werden, was der Gaumen begehrte.
Damit zum eigentlichen Turnierverlauf: Gäste aus aller Welt waren angereist, um dem Flair der Petanque-Taktik beizuwohnen. Es fielen hierbei solch exotische Namen wie Grunewald, Braunschweig oder Bremen. Und erfreulicher Weise nahmen auch neue, junge, bislang bei Turnieren noch nicht gesehene Menschen teil. Aus gegebenem Anlass deshalb hier der Rippenstoss an euch alle: Es mögen Interessierte ruhig zu den Spielen erscheinen und mitmischen, auch zu Turnieren. Petanque ist etwas, bei dem vermeidlich Unerfahrene den alten Hasen durch Unbekümmertheit die Sache sehr schwer machen können.
Auf sechs knochenharten Sandbahnen und zwei zusätzlich angelegten Grasbahnen gingen 16 Paarungen auf die Piste. Die Sportart Petanque lebt dabei von den ansehnlichen Körpersprachen der Teilnehmer: Von den Hüftschwingern, um seitlich abdriftende Kugeln durch Körpermagie näher zum Schweinchen zu bringen, von stakkatoartigen Trippelschritten zur Stoppung oder Weiterführung ebendieser Kugeln, vom Lutschen an den Zähnen beim Begutachten der Lage. Dazu werden alle erdenklichen psychologischen Tricks hervorgebuddelt, wie etwa das platt drücken per Schuhsole von Bodenlöchern, die mitunter fast nur imaginär sind. Die Teilnehmer laufen hin und her und her und hin, führen gemeinsame Beratungen über die kommende Taktik und gehen vor ihren Mitspielern immer wieder demütig auf die Knie, um die Abstände zwischen Kugeln und Schweinchen zu messen.
Auf den zwei zusätzlichen Bahnen im Gras, die zwischen Seeigel und Eingangsweg angelegt waren, konnte man sich einiger Zuschauer am Flatterband erfreuen. Die Hula-Hoop Reifen auf den Petanque-Bahnen dienten dabei nicht zur Körperertüchtigung, wie sie der Vereinsnachwuchs ansonsten kannte, sondern als Startpunkte für die jeweiligen Partien. Derer wurden fünf gespielt, drei am Samstag und zwei einen Tag später. Petanque ist dabei eine der wenigen Wettkämpfe, bei denen es niemals ein Remis geben kann. Und es gibt Partien, die nach einer halben Stunde beendet sind und solche, die zwei Stunden dauern. Auch beim LFK Turnier gab es das eine oder andere spannende Spiel für zwei Stundengläser. Der Rest der Teilnehmer nutzte dann die Zeit zum Sprung in den Heiligensee oder zur Labung am oben beschriebenen Buffet.
Erneut wuselten die vielen Helfer und Teilnehmer zum Abbau des Zeltes und Verfrachtens der Tische und Bänke wieder auf dem Gelände herum. Die letzten Lebensmittel wurden aufgefuttert oder wieder mitgenommen, die Kugeln wurden zurück in die Taschen gepackt, und die Anspannung fiel von allen Teilnehmern ab.
Es waren, so glaube ich im Namen aller Teilnehmer schreiben zu können, zwei schöne Tage, wenn auch hie und da geflucht wurde ob einer verschossenen Kugel oder das Ergebnis für betretende Gesichter sorgte. Das ist beim Petanque so. Bei der Siegerehrung gab es für jede/jeden etwas, gleich welchen Platz sie/er belegt hatte; Nützliches, Naschkatziges und Ehrenhaftes.
Die Platzierungen sollen hier im Bericht unbeachtet bleiben, ich hätte sie sowieso nicht im Kopf. Aber man beachte, dass ein bestimmter Platz eines Turniers zu vorher unbekannten Verpflichtungen führen kann, wie zum Beispiel zum Verfassen dieser kleinen Geschichte für die Nachrichten der Saunafreunde Berlin. Es hat aber nicht wehgetan.
Thomas Dahlke